Ich bin gerne und viel mit unserem Hund unterwegs. Immer wieder bekomme ich dann zu hören: „So ein Hund hat es gut“ oder „Hund müßte man sein“. Und ich kann dem nur zustimmen. Unser ‚Kleiner‘ freut sich ständig; Er sieht einen anderen Hund – er wedelt mit der Rute. Er holt sich einen Ast – er wedelt mit der Rute. Er kommt zu mir – er wedelt mit der Hund und wenn ich es erlaube, springt er hoch und leckt mir das Gesicht ab. Bei allen möglichen Gelegenheiten sehe ich, wie gut es ihm geht. Wie er sich freut.
Hat er es denn wirklich besser als wir?
Wenn ich dann überlege, was sein Leben ausmacht, dann ist da die Sicherheit, daß er ein Zuhause hat, die Gewissheit, daß es zwei Menschen gibt, die zu ihm gehören und die Routine, daß er regelmäßig etwas zu Fressen bekommt. Aber ansonsten, eher klare Regeln mit deutlichen Verboten. Er ist darauf angewiesen, daß er mitgenommen wird, kann nicht selber entscheiden. Wird aus Situationen abgerufen, die ihm richtig Spaß machen. Muß Lernen und Umsetzen, was wir für ihn als sinnvoll erachten. Also wenig Freiheit, klare Zugehörigkeit und natürlich unsere Liebe.
Warum fällt es uns oft so schwer, uns zu freuen?
Deswegen stelle ich mir die Frage, warum können wir Menschen uns nicht ständig freuen. Warum überwiegt oft das Anstrengende, Schwere, Beängstigende? Ich habe (hier in Deutschland) keine Angst, verhungern zu müssen, habe immer die Chance auf ein Dach über dem Kopf, habe Menschen, zu denen ich gehöre. Trotzdem gibt es Gedanken der Sorge, des Belastenden und Zukunftsängste. Ich sage auch nicht, daß es gut wäre, komplett Angstfrei und Sorgenlos zu leben, aber wozu sind diese vielen Gedanken gut?
Der Sinn liegt für mich ausschließlich darin, vorzusorgen, Absicherungen vorzunehmen, abzuwägen. Das ist gut und wichtig, die Realität sollte man nicht verdrängen. Doch wenn ich mir Optionen überlegt habe, eventuell Vorsorge getroffen habe, warum kann ich mich dann nicht viel mehr freuen? Warum blicke ich so oft auf das Belastende, Negative? Klar, es ist ein uralter Mechanismus, fest verankert in unserem Hirn, um unser Überleben zu sichern. Aber die Zeiten sind viel viel sicherer als vor 100 0000 Jahren. Der Mechanismus muß unser derzeitiges Leben nicht steuern. Trotzdem lassen wir das immer wieder zu.
Innere Einstellung
Das Einzige, was wir Menschen in diesem Zusammenhang ändern können, ist unsere innere Einstellung. Ich kann und sollte meinen Blick mehr auf die motivierenden, freudebringenden Faktoren richten. Ich sollte mich entscheiden, jetzt und hier zu geniessen. Sollte mehr Bewusstsein für den Moment verankern. Sollte die Blickrichtung weg von Belastendem hin zu Schönem richten. Wenn ein Hindernis auftaucht ist dann Zeit sich um die Lösung zu kümmern. Aber wenn ich mir alle möglichen Hindernisse vorher visualisiere und mögliche Lösungen dafür suche, dann kümmere ich mich permanent um Belastendes, das ausschließlich in meiner Vorstellung existiert. Das halte ich für Energieverschwendung. Für Verschwendung von Lebenszeit.
Im Dunkeln liegt der Beginn von Helligkeit
Gestern Abend traf ich eine Bekannte, die mittlerweile drei Monate aus der Klinik (Burn-out/Depression) raus ist und immer noch nicht regulär Arbeiten kann, weil sie oft einfache Entscheidungen nicht treffen kann. Nicht klar überlegen kann, logische Schlüsse ziehen kann. Aber sie sagte mir einen Spruch, der auch zu meinen Lieblingssprüchen zählt und denn auch Du kennst: „Wer weiß, wozu es gut ist?“ Die Frau hat es verdammt schwer, hat richtig gekämpft, muss ihr gesamtes Leben umkrempeln, muss vieles neu lernen. Aber sie sagte, es sei komisch und eigentlich dürfe sie es gar nicht sagen, aber die Depression habe auch etwas Gutes. Sie selbst hat viel mehr Tiefe gewonnen, kann Oberflächliches lassen und sich auf das konzentrieren, was für sie wirklich Bedeutsam ist. Kann Freude wahrhaftig empfinden.
In diesem Sinne wünsche ich Dir viel Freude, Spaß, positive Blicke und gerne auch einen ständig mit der Rute wedelnden Hund, der sich daran erinnert, wie viel Schönes es im Leben gibt.
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